Erdenbund

Schritt um Schritt hin in die Wälder

zieht ihn die gar dunkle Macht,

peitscht ihn durch die wilden Felder,

er wird erst ruh‘n, wenn er’s vollbracht.

 

Den Glanz, er kann ihn förmlich schmecken,

er treibt in immer weiter an,

wirkt sinnestäubend und befleckend

doch er kommt nicht dagegen an.

 

Der Mond, mit einem Hauch von Silber,

schaut düster auf die Szenerie

er zeichnet hier und da die Kanten,

verrät den Wandrer ganz doch nie.

 

Der schlägt sich nun die letzten Meter

durch tiefes, dunkles Unterholz,

beschließt: „Hier werde ich zum Täter,“

hebt Kopf und Brust gefüllt mit Stolz.

 

„Morgen, Mond, wirst Du bezeugen,

steht dann ein andrer Mann vor Dir,

muss nicht mehr sich dem Adel beugen,

im Glanze dann vereint sind wir!“

 

Die Hacke schnellt gen Boden nieder,

soll edle Steine, Gold entblößen,

dringt in die Erde wied‘ und wieder,

mit zig erbarmungslosen Stößen.

 

Das Erdreich stöhnt, das Erdreich ächzt,

ob dieser nächtlichen Tortur,

als hoch im Baum die Eule krächzt

„Verrat geschieht an der Natur!

 

Ihr Geister kommt und helft mir wachen,

über unsern heilig‘ Grund,

Ihr Geister kommt und helft den Schwachen,

verteidigt unsern heilig‘ Bund!“

 

Der Wind erwacht, jault durch die Zweige,

weht Erde auf die wunden Stellen,

als ob er auf den Frevel zeige

und mahnt, den Aufbruch zu erwählen.

 

Doch der Mann, von Gier geblendet,

hört nicht auf des Bundes Geist,

stemmt sich in den Wind und schändet,

was all ird’sches Leben speist.

 

Da erhebt der Wind sich mächtig,

wächst zum wütenden Orkan,

wirft den Wandrer, nun ganz schmächtig,

hin und her in seinem Wahn.

 

Wie das Erdreich ward geschleudert,

so geschleudert wird nun er,

gegen Bäume prallend geläutert,

fleht er: „Haltet ein, ich bitt‘ Euch sehr!“

 

Der Wind lässt ab, der Geist noch nicht,

hält ihn noch schwebend überm Grund,

er scheint zu zweifeln, ob der Wicht,

nun Teil ist von dem größ‘ren Bund.

 

Der Mann fleht weiter: „Ich bin erhellt!

Auf, dass der Wind mich nochmals packe!“

Der Geist lässt los, der Mann, er fällt,

in seine eigene, spitze Hacke.

 

Während er nach Leben ringt,

hört er beim letzten Atemzug:

„Ich gab Dir das, was Leben bringt,

doch Dir war’s einfach nicht genug!

 

Du glaubst, Dich trieb die Sucht nach Leben, 

doch kamst hierher ganz ohne Not,

das Leben hab‘ ich Dir gegeben

gesucht hast Du allein den Tod."

 

Der Mond, mit einem Hauch von Silber,

bedeckt die stille Szenerie

er zeichnet hier und da die Kanten,

verrät das ganze Bild doch nie.